Unter der Leitung ihres Vorstandsvorsitzenden Christian Sommer hat die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) am 8. Dezember die diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung abgehalten. Zum zweiten Mal in Folge bestätigte das Vereinsorgan den amtierenden Vorstand in seiner bestehenden Zusammensetzung. Neben Christian Sommer als Vorstandsvorsitzender wurden Klaus-Peter Schulte, Vorsitzender des Technikausschusses, Ulrich Raum als Vorsitzender des Finanzausschusses, Olaf Wolters für den Bereich Recht sowie Michael Panknin und Vincent de La Tour – beide Vorstandsmitglieder ohne Geschäftsbereich – in ihren Ämtern bestätigt.

Dazu Christian Sommer: „Ich freue mich, dass die Mitglieder dem Vorstand erneut das Vertrauen ausgesprochen haben. Diese bewährte Zusammensetzung wird auch im kommenden Jahr für Kontinuität im Führungsgremium der GVU sorgen“. Gerade in 2009, einem Jahr das im Zeichen weltweit schwieriger Rahmenbedingungen stehe, sei der effektive Schutz der Urheber- und Leistungsschutzrechte insbesondere in hoch technisierten Gesellschaften angesichts der erwarteten Zunahme von Raubkopien immens wichtig, schloss Sommer.

Anschließend gab Geschäftsführer Dr. Matthias Leonardy nach einer kurzen Übersicht über die GVU-Aktivitäten in ihren Tätigkeitsbereich Sanktion, Prävention, Information und Interessenvertretung detaillierte Einblicke in aktuelle Beschaffungs- und Verbreitungswege insbesondere der Internet-Piraterie.

Raubkopien: Erste Quellen, meist genutzte Technologien
Als wesentlichen Ansatzpunkt im Kampf gegen die illegale Verbreitung hob Leonardy die ersten Quellen für Film-Raubkopien hervor: illegale Bild- und Tonabnahmen während Kinovorstellungen. Eine wirksame Austrocknung solcher Quellen für nahezu alle frühesten Filmraubkopien bedürfe der nachhaltigen Mitwirkung von Rechteinhabern, appellierte der Geschäftsführer an die Versammlung. Eindringlich wies er auf die Notwendigkeit von Bild- und Tonmarkierungen sowie stark eingegrenzter Verfügbarkeit des Materials durch entsprechende Sicherheitsvorkehrungen hin. Denn die dadurch geschaffenen Möglichkeiten zur Verfolgung und Identifizierung der Quellen bildeten durch Warnwirkung und die Ansätze zur Informationsgewinnung über die Täter und Tatorte wesentliche Voraussetzungen für eine effektive Prävention und Verfolgung, führte Leonardy weiter aus.

Zum Bereich der Online-Massenverbreitung von illegalen Kopien informierte der GVU-Geschäftsführer über eine Verlagerung der Aktivitäten hinsichtlich der genutzten Technologien. So bleibe P2P zwar weiterhin bedeutsam, beim Downstream-Traffic über das Web dominierten jedoch Videostreams unter denen illegale Streams eine zunehmende Größe darstellten. Daneben seien Filehosting und Newsgroups bei großen Datenvolumina auf dem Vormarsch. Dies beträfe insbesondere die Filmpiraterie.

Strategie: Sümpfe austrocknen statt Mücken jagen
In Fragen der Strategie gegen die unterschiedlichen Begehungsformen sprach sich Leonardy eindeutig gegen Massenverfahren aus: „Pirateriebekämpfung für die audiovisuelle Kreativwirtschaft muss früh ansetzen“, betonte der GVU-Geschäftsführer. „Die Strafjustiz sollte sich auf die Anbieter konzentrieren, nicht auf Abnehmer“, fügte er hinzu. Auch in 2009 setze die GVU auf „Austrocknung der Sümpfe“ durch Strafverfolgung von Tätern an der Spitze der Verbreitungspyramide statt einer „Jagd auf Mücken“ durch Massenverfahren gegen Nutzer. Zusätzlich empfahl er den Mitgliedern zivilrechtliche Mittel zur finanziellen Austrocknung professioneller Raubkopierer anzuwenden. Auf der Ebene der Massenverbreitung hingegen werde die Organisation ihre Anstrengungen zur Etablierung technischer Maßnahmen weiter intensivieren, stellte Leonardy in Aussicht.

Politische Rahmenbedingungen
In diesem Kontext wies der GVU-Geschäftsführer auf der Mitgliederversammlung auf erschwerte politische Rahmenbedingungen hin. Ansätze für Kooperationsmodelle mit Internet Service Providern (ISPs) verharrten in der „datenschutzrechtlichen Schreckstarre“. Zudem „verdunkelt der lange Schatten der Bundestagswahl 2009 den politischen Gestaltungsmut“, charakterisierte er die Haltung der Politik.

Dennoch blickt Leonardy mit gewissem Optimismus in die Zukunft. So setzten die als „Länderkoordinierung Film“ handelnden Filmreferenten der Länder vor wenigen Tagen mit einer gemeinsamen Erklärung ein sehr ermutigendes Zeichen für die um einen effektiven Urheberrechtsschutz bemühte Filmbranche. In dieser Erklärung sprechen sich die Unterzeichner ausdrücklich für Verfahren im Rahmen so genannter Kooperationsmodelle aus, welche die strafrechtliche Verfolgung gerade im digitalen Zeitalter mit seinen neuen Anforderungen sinnvoll ergänzen. Der Aufruf der Länderkoordinierung Film ergeht insbesondere an ISPs, Verhandlungsbereitschaft beim diesem Thema zu zeigen. Davon unabhängig veranstaltet das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie bereits am 18. Dezember einen Round Table zum selben Gesprächsgegenstand, an dem die Interessenvertretungen sowohl der Rechteinhaber aus den betroffenen Branchen wie auch der ISPs teilnehmen werden. Und so wird das Thema auch weiterhin auf der GVU-Agenda bleiben, schloss der Geschäftsführer.