Als Umschlagplatz für Raubkopien ist der Trödelmarkt an der Universität Essen nahezu im gesamten Ruhrgebiet bekannt. Denn auf dem angrenzenden Gelände vor dem Audimax verkaufen mehrere professionelle organisierte Standbetreiber jedes Wochenende CD-Roms mit aktuellen Kinofilmen. Vergangenen Samstag, den 6. Oktober, jedoch unterband die Essener Polizei das lukrative Geschäft. Im Rahmen einer konzertierten Aktion nahmen die Beamten sechs Personen vorläufig fest und beschlagnahmten mehrere Tausend CD-Roms an den Ständen sowie in einem als Lager genutzten Auto. Mitarbeiter der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. unterstützten die Polizisten mit sachdienlichen Hinweisen. Die sichergestellten Asservate werden nun ausgewertet. Den Anbietern drohen zusätzlich zu dem laufenden Strafverfahren nun auch zivilrechtliche Konsequenzen durch die Rechteinhaber.

Der Verkauf von illegal kopierten, aktuellen Kinofilmen auf Video-CD bedient eine große Anzahl von Interessierten, welche selbst für qualitativ schlechte Raubkopien vergleichsweise hohe Kaufpreise zu zahlen bereit sind. Vor allem regelmäßige und häufige Verkaufsangebote wie die vor dem Essener Audimax locken eine stetig wachsende Zahl von Konsumenten an. Dies stört zum Einen die Verwertung der Produkte durch die Filmbranche beträchtlich, so dass die Produktionskosten nicht mehr eingespielt werden können. Zum anderen erzielen die Händler mit den Raubkopien nicht unerhebliche Einnahmen, die sie in eine weitere Ausweitung dieses oder anderer Geschäfte investieren können.

Raubkopien fügen der digitalen Unterhaltungsindustrie jährlich Verluste in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro zu. Laut einer aktuellen Studie der Bauhaus-Universität Weimar und der Universität Hamburg beläuft sich der Schaden für die Filmindustrie allein in Deutschland auf rund 300 Millionen Dollar pro Jahr und damit mehr als 200 Millionen Euro. Einerseits steht somit die Existenz von Unternehmen und Arbeitsplätzen – vor allem in den von jungen Menschen begehrten kreativen Bereichen – auf dem Spiel. Andererseits führen die Verluste durch illegale Kopien zu Ausfällen von Steuereinnahmen und schädigen so die gesamte Volkswirtschaft. Neben wirtschaftliche Verluste treten negative Folgen für die Gesellschaft. So werden nicht nur die Regelungen des Jugendschutzes und das System der freiwilligen Selbstkontrolle umgangen – vor allem werden kreative Leistungen entwertet.

Kreatives Schaffen ist Ausdruck von Lebenserfahrungen und Gefühlen. Geschaffene Werke ohne Einverständnis des Urhebers zu kopieren, ist Diebstahl von kreativer Schöpfung und bedeutet die Missachtung dieser persönlichen Leistung. Diese Geringschätzung erscheint Kindern angemessen und erlaubt, wenn ihre Eltern Raubkopien kaufen. Die Erwachsenen geben damit ihren Kindern gegenüber ein negatives Vorbild ab. Die Vermittlung von stabilen gesellschaftlichen Werten ist auf dieser Grundlage gefährdet. Ein- und Verkauf von illegalen Kopien trägt vor diesem Hintergrund zum kulturellen Werteverlust bei.