82,8 Prozent der Eltern fragen nicht nach den Inhalten, die ihre Kinder auf ihren Handys gespeichert haben. Das geht aus einer Studie hervor, die jetzt von der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) vorgestellt wurde. „Pornografie und Gewalt auf Handys“ heißt die die Untersuchung, die von Prof. Dr. Petra Grimm, Hochschule der Medien, Stuttgart, im Auftrag der MA HSH durchgeführt wurde. Anlass für die Studie war die steigende Zahl von jugendgefährdenden Inhalten, die in Form von pornografischen oder gewalthaltigen Videoclips immer häufiger den Weg auf die Handydisplays von Jugendlichen finden.

93,5 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen ein eigenes Handy, so die Ergebnise der Studie, 68,6 Prozent nutzen es täglich. 76,8 Prozent verfügen über ein Handy mit integrierter Kamera, mit Infrarot- bzw. Bluetoothschnittstelle sind 58,7 Prozent bzw. 51,8 Prozent der Handys ausgestattet. 82,8 Prozent der Eltern fragen nicht nach den Inhalten, die ihre Kinder auf ihren Handys gespeichert haben.
Empfehlung: kindersichere Vorkonfiguration

93,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben von Videos mit problematischen Inhalten zumindest schon einmal gehört. 42,5 Prozent haben solche Videos schon einmal gesehen. 5,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, selbst Videos mit problematischen Inhalten auf ihrem Handy zu haben bzw. gehabt zu haben. Als eine mögliche Handlungsoption empfiehl die Studie eine kindersichere Vorkonfiguration der Handys durch die ANbieter, bei denen über die Basisfunktionen hinausgehende Sonderdienste standardmäßig blockiert und gesondert angefordert werden müssen. Daneben rät die Studie, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen sowie die Handykompetenz der Erziehungsverantwortlichen zu stärken.

Der stellvertretende Direktor der MA HSH, Dr. Wolfgang Bauchrowitz, erklärte anlässlich der Vorstellung der Studie: „Nicht nur über Mobiltelefone, sondern durch die unterschiedlichsten Medien kommen Kinder und Jugendliche mit immer mehr gewalthaltigen und anderen problematischen Inhalten in Kontakt, konsumieren sie teilweise unreflektiert oder imitieren sie sogar. Nachdem ein völliges Handyverbot von vornherein ausscheidet, steht für die MA HSH als einer der für die Kontrolle des Jugendmedienschutzes im Rundfunk und in den Telemedien zuständigen Stellen die Frage im Vordergrund, wie problematischen Inhalten auf Handys von Jugendlichen ansonsten entgegengewirkt werden kann. Die jetzt vorliegende Studie liefert hier wertvolle Informationen“.
Medienkompetenz stärken

Ein ganz wichtiger Faktor für einen effektiven Jugendmedienschutz bei Handys sei die Nutzung technischer Möglichkeiten, um zu verhindern, dass problematische Inhalte überhaupt auf die Handys gelangen können. Deshalb sei es ausdrücklich zu begrüßen, dass vor Kurzem der erste Hersteller ein Handy mit Vorsperrung auf den Markt gebracht habe und diese Technik anderen Herstellern kostenlos zur Verfügung stellen wolle. „Alle Handyhersteller müssen sich möglichst bald ihrer besonderen Verantwortung für den Jugendmedienschutz stellen und ihre Handys technisch kindersicher machen“, appellierte Bauchrowitz. Bis dahin bleibe die effektivste und nachhaltigste Gewaltprävention in diesem Bereich die Vermittlung von Medienkompetenz. Kinder und Jugendliche müssten in die Lage versetzt werden, Medieninhalte zu bewerten, um sie gezielt auszuwählen und sich bewusst gegen gefährdende Inhalte zu entscheiden. „Ganz generell müssen wir unsere Kinder dazu erziehen, „Nein“ zur Gewalt zu sagen, denn wer dies tut, den können auch gewalthaltige Inhalte in den Medien nicht reizen oder gar zur Nachahmung anregen“, so Bauchrowitz.